Neuzeit
Ankum in der Neuzeit
Mit der Errichtung der Landesburgen Fürstenau (1344) und Vörden (1370) wurde das Osnabrücker Nordland in zwei Ämter aufgeteilt. Ankum hatte seine Bedeutung als Verwaltungsmittelpunkt verloren. Vom Jahr 1594 an war Fürstenau als Verwaltungsmittelpunkt anzusehen. Seit der Zeit gab es den "Richter zu Fürstenau und Gograf zu Schwagstorf". Allerdings blieb das Gogericht in Ankum bis nach der Franzosenzeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestehen.
Zu der Schwächung an Bedeutung in politische Hinsicht kam hinzu, daß über das Dorf Ankum und die zugehörigen Bauernschaften die Wirren der Kriege, Brände und Hungersnöte hinweggingen: Am Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) lagen mehr als 60 Bauernhöfe unbewohnt und unbebaut - eine wirtschaftliche Schwächung unermeßlichen Ausmaßes.
Der Niedergang setzte sich in den folgenden Jahrhunderten fort. Nach den Napoleonischen Kriegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Änderungen in der Verwaltung vorgenommen. 1817 wurde das übergroße Amt Fürstenau aufgeteilt. Aus dem östlichen Teil schuf man ein neues Amt. Ankum, mit mehr als 1000 Einwohnern größter und noch immer bedeutendster Ort des Raumes, hoffte Amtssitz zu werden. Die Regierung entschied sich jedoch für den kleineren Ort Bersenbrück, der damals nur etwa 110 Einwohner hatte, weil in Bersenbrück die Gebäude des 1786 aufgehobenen Klosters zur Verfügung standen.
Im Staatsarchiv Osnabrück findet sich folgende kurze Zusammenfassung für diese Entwicklung: "Das Landratsamt Bersenbrück setzt sich aus den alten Ämtern Bersenbrück, Fürstenau und Vörden zusammen. Die Ämter Fürstenau und Vörden sind alt-osnabrückische Verwaltungsbezirke. In der Zeit der westfälischen und französischen Herrschaft bestanden ja die französischen Verwaltungsorganisationen (Department, Arrondissement, Canton, Mairie). Am 1.4.1817 wurde das Amt Bersenbrück eingerichtet. Am 1. April 1885, wurde der Kreis Bersenbrück aus den Ämtern Bersenbrück, Fürstenau und Vörden und der Stadt Quakenbrück gegründet; Verwaltungsbehörde ist das Landratsamt Bersenbrück." Ankum hatte damit als Verwaltungsort seine Bedeutung abgeben müssen.
Das Gogericht wurde nach Beendigung der Fremdherrschaft erst gar nicht wieder ins Leben berufen. 1814 wurde ein Amtsgericht in Bersenbrück geschaffen, das allerdings erst mit der Einrichtung der Amtsverwaltung 1817 seine Wirkung aufnehmen konnte.
Noch war Ankum aber in wirtschaftlicher Hinsicht aufgrund der zentralen Lage von großer Bedeutung. Die ehemals zentrale Lage Ankums beweist noch heute die Karte des Altkreises Bersenbrück. Als Vogt Gronefeld im Jahr 1699 ein Verzeichnis der "in Kerspel Anckumb befindliche und sonderlich obervierende scheyde wege" aufstellte, erwähnte er als erste die Straße nach Osnabrück - eine direkte Verbindung. Sie verläuft in östlicher Richtung. An der Grenze des Dorfes zweigt ein Weg nach Bersenbrück, Gehrde und Vörden ab. "Jenseits Rüßeler becke teilte sich dieser weck widerum nahher Alffhausen." Die Hauptstraße aber führt direkt über Thiene nach Bramsche und Osnabrück.
Die Straße nach "Battbergen und Quakenbrüge" führt über Druchhorn, wo links der Weg nach "Loixten, menßlage" abzweigt.
Von der Straße nach Bippen, Lengerke "Ling" "von der becke brügge an der west seite" zweigt die Straße nach Fürstenau ab.
Die Tütinger Straße teilt sich "in stahrter Holtz". Die Hauptstraße verläuft in Richtung "öffeln, neuwenkirch, Linter, Cappeln und im Teckenburgh". Nach links zweigte früher schon im Starter Holz der Weg nach Bramsche und Osnabrück ab.
Dieser zentralen Lage entsprach auch die enorme Bedeutung der Ankumer Märkte. Bald nach dem Dreißigjährigen Krieg war der Walsumer Markt, der nachweislich seit 1361 jedes Jahr am Montag vor Christi Himmelfahrt auf dem "Crützelmannshofe" stattfand, auf dem sogar Bremer Besucher waren und "sich alle Einwohner der darum liegenden Kirchspiele ihre Feierkleider" kauften, eingegangen. Zum Walsumer Markt kamen Kaufleute sowohl mit "Wandt oder Laken aus Osnabrück und Quakenbrück als auch mit Backwerk, eisernen und hölzernen Waren, Zinnen, Werk, Kanne, Krösen [Krügen]".
Aber zu der Zeit des Niedergangs des Walsumer Marktes (1666) stand schon der "Jahrmarkt zu Anckumb" in Blüte und auch der "St. Niclas Markt zu Anckumb" war weithin bekannt. Hundert Jahre später fanden in Ankum jährlich etwa sieben Märkte statt, und zum Fett-Vieh-Markt des Jahres 1879 erschienen Inserate des Dorfes in neun Zeitungen, deren Erscheinungsorte von Köln bis Bremen reichten. Dieses spiegelt die Bedeutung der Anziehungskräfte der Ankumer Märkte wieder, deren Anzahl weiter anstieg.
50 Jahre später wurden auf den Märkten des Jahres 1928 allein 1800 Pferde aufgetrieben. Noch nach dem Zweiten Weltkriege fanden außer der Kirmes jährlich 10 Märkte statt; sie sind aber bis auf die Ankumer Kirmes am zweiten Wochenende im September mit dem Kirmesmarkt am folgenden Dienstag, alle eingegangen.
Der Rückblick zeigt, daß Ankum nach dem Niedergang im Gerichts- und Verwaltungswesen nach dem Zweiten Weltkrieg auch in wirtschaftlicher Hinsicht zunächst zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken war. Nach dem Rückschlägen, die ganz Deutschland im Zweiten Weltkrieg erlitt, konnte sich Ankum, wenn auch nur zögernd, aber doch wieder einen beachtenswerten Platz unter den zentralen Orten unserer näheren Umgebung sichern.