Spätes Mittelalter
Ankums Bedeutung im späten Mittelalter
Am 29. Oktober 977 übereignete Kaiser Otto II. auf Bitten des Osnabrücker Bischofs Luidulfus seinem Gefolgsmann Herigisus Besitzungen in drei Orten der jetzigen Einheitsgemeinde Ankum. In der Schenkungsurkunde ist Ankum als Ainghem (mit Rüssel als Rislaun und Tütingen als Tiutinge) zum erstenmal schriftlich erwähnt. Weitere 12 Orte, die zum ehemaligen Farngau gehörten, wurden darin übergeben.
Im Jahre 1169 wird die "parochia Anchem", die Pfarre Ankum erstmals genannt, und 1188 hat der Graf von Dalen außer in Ankum selbst Besitzungen in Holsten, Basum, Loxten, Nortrup, Druchhorn, Dückinghaus, Besten, Striekel, Bockraden, Kettenkamp Westerholte und Grovern, die rund um den Ort Ankum liegen und zum Kirchspiel Ankum gehörten.
Die Stellung der heutigen Gerichte wurde in früheren Zeiten im allgemeinen von den Gogerichten eingenommen, die sich vermutlich während der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts im Zuge von Landfriedensbestrebungen aus von Fall zu Fall zusammengerufenen Notgerichten entwickelt hatten. Gerichtsherr war der deutsche König/Kaiser, der infolge seiner Italienpolitik den Fürsten mehr und mehr Rechte übergab. Dem Bischof von Osnabrück übertrug er das Recht, eigene Richter einzusetzen. Dieser besetzte Ankum mit einem solchen Gogericht. Der Bezirk des Gogerichtes Ankum umfaßte die Kirchspiele Alfhausen, Ankum, Badbergen, Bersenbrück und Gehrde. Dies zeigt die wichtige Stellung, die Ankum im Osnabrücker Nordlande zugerechnet wurde. Das Gericht tagte dreimal jährlich unter den "Gerichtslinden" auf dem Vogelberg.
Nach der Eroberung des Sachsenlandes durch die Franken wurden die Gaue von fränkischen "Grafen" verwaltet. Im 11. Jahrhundert wurden sie schließlich aufgelöst. Dafür entwickelten sich bis um 1300 das Hochstift, später Fürstbistum Osnabrück, in dem der Bischof zugleich Landesherr war. Im nördlichen Teil, im "Osnabrücker Nordland" trat an die Stelle des gräflichen Verwaltungsbeamten ein "advocatus in anchem". Wie eine Mitteilung des Jahres 1346 besagt, waren ihm mehrere "Officiati in Nordlande" unterstellt, was die hohe Stellung des Ankumer Verwaltungsbeamten und somit die Stellung Ankums zu der Zeit, unterstreicht.
Ein weiteres Indiz für die wichtige Rolle Ankums - auch im wirtschaftlichen Bereich - ist die Tatsache, daß das "Ankumer Maß" in weitem Umkreis die gebräuchliche Maßeinheit war. Es wird 1240, nur wenige Jahre nach der Gründung des Klosters zu Bersenbrück, erwähnt, als "Otto, durch Gottes Gnade Graf von Tecklenburg", seinem Lehnsmann Mathias zur Lage genehmigt, Renten an das Kloster Bersenbrück in Form von Getreide "per mensuram in Anchem" zu übertragen, also nach Ankumer Maß. Die Prüfung der Maße und Gewichte stand dem Gografen zu.
Auch als militärischer Stützpunkt hat Ankum mit seiner Kirchenburg eine Rolle gespielt. Um 1340 heißt es in der sogenannten Wevelinghofenschen Chronik über den Fürstbischof von Münster: "In der Streitigkeit mit der Diözese Osnabrück zerstörte er 'propugnaculum Anchem', das Bollwerk Ankum, und brachte ihr zahlreiche Verluste bei." Die Größe und Art der Befestigung unterstrich die Bedeutung des Verwaltungsmittelpunktes Ankum im Osnabrücker Nordland.
Bis in diese Zeit reichen auch die ältesten Urkunden des Pfarrarchivs Ankum; sie sind in Abschriften erhalten, die um 1700 gefertigt wurden. In einer Urkunde des Jahres 1365 erscheint der Name "Johan von Anchem, Seligen Detmars Sohne von Anchem" und damit die Familie von Ankum, deren Nachkommen 1961 der Gemeinde Ankum das Recht einräumten, ihr Wappen unverändert als Gemeindewappen zu führen.