Altsächsische Zeit
Die Altsächsische Zeit
Den Römern ist es bekanntlich nicht gelungen, Norddeutschland ihrem Imperium einzugliedern, da sie bei der Varusschlacht (wahrscheinlich in Kalkriese, ca. 20 km südöstlich von Ankum - archäologische Grabungsfelder und Museum zu besichtigen!) vernichtend geschlagen wurden und sich zurückziehen mußten. Somit verblieb dieser Raum in Sitten und Gebräuchen, wie er einst von den Römern vorgefunden wurde (nachzulesen bei Cäsar "De bello Gallico" vor 44 v. Chr. und Tacitus "De origine et situ Germanorum", 98 n. Chr.). Auch von der Völkerwanderungszeit blieb die Gegend weitgehend verschont.
Erst im 6. Jahrhundert n. Chr. wurde das Gebiet von den aus Jütland kommenden Sachsen in Besitz genommen. Die Sachsen drangen von nördlich der Elbe in diese Gegend ein und waren um 530 am Rhein angelangt. Da sie "Schwertträger" (sahsnotas) waren, hätten sie leichtes Spiel mit den Germanenstämmen gehabt, die mit Lanze, Pfeil und Bogen, Streitaxt und Dolch militärisch schlechter gerüstet waren. Vielleicht führte jedoch die politische und wirtschaftliche Überlegenheit zu Siegen durch Verhandlungen oder Drohungen. Die Inbesitznahme erfolgte demnach ohne Blutvergießen.
Typische Siedlungen der sächsischen Zeit waren lockere Gruppen von drei bis höchstens zehn Höfen. In jeder größeren Siedlung legten die Sachsen einen sächsischen Edlingssitz an. Ansonsten beließen sie den Eingesessenen ihren Sitz und vermischten sich mit ihnen. Die Germanen profitierten jedoch von den Neuerungen und Verbesserungen der Sachsen und fühlten sich bald selbst als solche.
Das Land war in Gaue ("go" = von Bauernsiedlungen besetzter Landstrich) eingeteilt. Die Gaue waren durch natürliche Grenzen (Wälder, Stümpfe, Moore) von benachbarten Siedlungsgebieten getrennt und umfaßten wohl immer etwa drei Kirchspiele. Im Altkreis Bersenbrück gab es wahrscheinlich vier Gaue. Ankum war Mittelpunkt des sogenannten "Farngaues", der sich außerdem über Nortrup, Gehrde (Bersenbrück war damals nur eine Bauernschaft und Badbergen noch nicht besiedelt bzw. bestanden dort nur einzelne Siedlungen) erstreckte.
Die sächsischen Stammesverbände waren locker organisiert. 60 bis 80 Gaue bildeten die Grundzellen, über denen noch die drei großen Heerschaften der Westfalen, Engern und Ostfalen standen. Ankum gehörte zu den Westfalen. Die Sachsen hatten keinen König. Sie wurden nur im Kriegsfall gemeinsam unter die Leitung eines "Herzogs" gestellt (der letzte in Altsachsen war "Wittekind" oder "Widukind"). Die Verwaltung war aristokratisch-demokratisch. Nur die "Freien" waren rechtsfähig und konnten das "Thing" besuchen und mitberaten. Jeder Ort hatte ein Thing und eine Thingstätte unter freiem Himmel.
Neben der politischen Organisation war auch in wirtschaftlicher Hinsicht durch das Eindringen der Sachsen ein Fortschritt entstanden. Die alten germanischen Einzelbesitzungen wurden abgelöst durch den "Esch", Gemeingut einer Bauernschaft oder eines Dorfes. Er wurde gemeinsam bearbeitet und bestellt und jährlich in schmalen Streifen unter den Bauern neu aufgeteilt, damit jeder vom besseren oder schlechteren Boden möglichst gleich viel erhielt. Auch nach dem späteren Übergang in den Besitz der Bauern blieb die Streifenform erhalten.
Nicht der Esch wurde damals eingezäunt, sondern das Dorf bzw. die Bauernschaft. Nach dem Aufgang des Roggens konnte jeder seine Schweine bis zum Winter auf dem Esch weiden lassen; die Umzäunung diente somit dem Schutz des Dorfes und seiner Gärten vor den Schweinen. Der "Kamp" war Privateigentum des Bauern, durch "Wall" und "Knick" eingezäunt und hauptsächlich mit Hafer, Gerste und Rüben bebaut. Direkt am Haus, auf dem "Brink" wurde der "Lein" angebaut. Im heutigen Ankum weisen Straßennamen auf die Existenz der ehemals genutzten Landstücke hin, z.B. "Im Walsumer Esch" (Industriegebiet, westlicher Ortsausgang) und "Wingerbergskamp" (nördlich).
Neue Siedlungen entstanden durch Rodungen, was noch heute an Ortsnamen anderer Gemeinden zu erkennen ist, so z.B. Bokel (von Boklo - lo, loh = Wald), Ortsteil von Bersenbrück.
Außer dem bevorzugten "Edllingssitz", der wahrscheinlich nur in den größeren Gaudörfern angelegt worden war, gab es nur gleichberechtigte "Freie" (Bauern) mit gleichem Anteil am Esch und der wilden "Mark" (für Holzgewinnung, Plaggenstich und Vieheintrieb). Als später Höfe geteilt wurden, bekamen die Freien (mit vollem Hof) die Bezeichnung "Vollerben", die geteilten Höfe hießen entsprechend "Halberben" etc.
Die altsächsische Zeit hatte bis etwa 800 n. Chr. Bestand. Bis dahin wurde in Ankum und Umgebung das bäuerliche Leben mit den germanischen Sitten und Gebräuchen und seinen religiösen Riten fortgeführt.