Erster Stolperstein in Rieste verlegt
Gedenken an Wilhelm Eckelmann an der Maschortstraße 50
Zahlreiche Bürger versammelten sich am Montagvormittag in der Maschortstraße 50 in Rieste: Der erste Riester Stolperstein wurde dort von Künstler Gunter Demnig verlegt, zum Gedenken an Wilhelm Eckelmann, der 1941 Opfer des Nazi-Terrors geworden ist.


Der passende Platz war schnell gefunden: Vor der Toreinfahrt mittig entfernte ein Bauhof-Mitarbeiter einige Stücke aus dem alten Kopfsteinpflaster. Schweigend und zügig, mit sicherer Hand machte sich dann der Künstler an die Arbeit. In die ausgehobene Kuhle platzierte Demnig vier graue Pflastersteine als Rahmen für den Stein mit der Messingtafel, der nach dem Auffüllen der Lücken an den Rändern ganz zu Schluss gesetzt wurde. Mit dem Verfüllen der Fugen, die letzte Schicht mit feinem Splitt, wurde das Ganze mit Wasser begossen. So verbindet sich der zu Anfang eingefüllte pulverförmige „Ruckzuckbeton“ zu einer festen Masse. Immer wieder benetzte Gunter Demnig die Steine und Fugen mit Wasser, bevor er mit dem Putzen der Messingplatte die Aktion beendete.
Unter den zahlreichen Zuschauern waren neben Bürgermeister Sebastian Hüdepohl, einigen Ratsmitgliedern und Anwohnern auch Zuhörer der Vortragsveranstaltung, die am vergangenen Samstag im Hotel Piazza stattgefunden hatte. Rund 50 Bürger hatten dabei den Initiatoren der Aktion gelauscht, berichtete Sebastian Hüdepohl. Jens Kotte hatte alle Fakten, die er zum Leben des Nazi-Opfers Wilhelm Eckelmann recherchierte, vorgestellt, und Thorben Hüdepohl hatte über die Aktion Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig berichtet. Der Riester Wilhelm Eckelmann wurde 1941 wegen „unangepassten Verhaltens“ verhaftet und starb nach rund drei Monaten im „Klinkerwerk“ im KZ Sachsenhausen.
69000 Stolpersteine
Angelika Halbrügge, zusammen mit Jürgen Bauer Eigentümerin des damaligen Elternhauses von Wilhelm Eckelmann, bezeichnete es als „eine Ehre“, bei dieser Aktion mitzumachen. Sie versorgte die Gäste mit Getränken, die Demnig jedoch dankend ablehnte, weil bereits die nächsten Orte – Schüttorf und Lingen – auf einen Stolperstein warteten. Rund 270 Tage war er im vergangenen Jahr in Sachen Stolpersteine unterwegs und legte dafür rund 60000 Kilometer zurück. Nach der Verlegung des allerersten Stolpersteins 1996 sind es inzwischen mehr als 69000 Erinnerungstafeln geworden, die sich in 24 Ländern Europas befinden. Jens Kotte dankte dem Künstler, der „so kurzfristig“ Zeit gefunden hatte. Dabei dauere es inzwischen bis zu 12 Monate, um einen Termin zu bekommen, wusste Bernd Mecklenfeld.
Er nahm als Mitglied des Arbeitskreises Judenverfolgung in der Samtgemeinde Bersenbrück an der Aktion in Rieste teil. Nach einem Jahr Recherche plane der Initiativkreis Stolpersteine für das Jahr 2019 die Verlegung der ersten beiden Steine für ehemalige Bersenbrücker Familien, erzählte er.
Bürgermeister Sebastian Hüdepohl dankte Jens Kotte und Thorben Hüdepohl für ihren Einsatz. Er fand es für Rieste wichtig, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Der Stolperstein mahne, nicht zu vergessen und die richtigen Rückschlüsse zu ziehen, meinte er. Den Verstorbenen werde so „ein Gesicht gegeben“.
Weitere Informationen unter www.stolpersteine.eu.
Weitere Bilder im Internet auf noz.de
Weitere Berichte aus
der Samtgemeinde Bersenbrück unter noz.de/bersenbrueck
Quelle: Bersenbrücker Kreisblatt
Autorin (Text und Fotos): Ilona Ebenthal